Vom unerfülltem Kinderwunsch zum Coach - ein Erfahrungsbericht

Diagnose unfruchtbar!
Verzweifelt. Ohnmächtig. Hoffnungslos! Ist künstliche Befruchtung die einzige und letzte Option?
Nachdem wir ca. ein Jahr versucht hatten, schwanger zu werden, ließ ich mich bei meiner Frauenärztin gründlich untersuchen. Abgesehen von nicht optimalen Schilddrüsenwerten war alles in bester Ordnung und es gab keinen Grund, nicht schwanger werden zu können. Sie empfahl daher, dass mein Mann seine Spermien untersuchen lassen sollte. Und dann erhielten wir die Diagnose: Spermienqualität mangelhaft, außerdem viel zu wenig Spermien und dazu auch keine schnell beweglichen sowie die Aussage des Urologen:
Null Prozent Wahrscheinlichkeit, um auf natürliche Weise ein Baby zu bekommen! Nichts zu machen! IVF oder kinderlos!
Jetzt doch IVF? Oder Plan B: Adoption oder Pflegekind? Oder ganz ohne Kind?
Auch wenn vielleicht der Zeitraum, in dem wir es probiert hatten, noch nicht so lange war, hatten wir trotzdem bereits über die Möglichkeiten gesprochen, was wir tun würden, wenn es auf natürliche Weise nicht klappen würde und wir waren uns einig, dass künstliche Reproduktionsmedizin für uns nicht in Frage käme.
Nach einer Woche mit vielen Tränen konnten wir die nächsten Schritte gehen und vereinbarten einen Informationstermin in der Kinderwunschklinik. Vielleicht würde es ja doch noch einen Weg geben, irgendetwas zu optimieren, um natürlich schwanger werden zu können. Wohl war mir bei dem Gedanken an die Kinderwunschklinik nicht und meine Ängste waren groß. Der Wunsch nach einem Kind war enorm und die damit verbundene Hoffnung auch. Man greift ja bekanntlich nach jedem Strohhalm und wenn er auch noch so klein ist.
Von meiner Arbeitskollegin und einer Bekannten wusste ich bereits, was es bedeutet, eine solche Behandlung zu durchlaufen. Bei Ihr kam es zu einer Vielzahl von Nebenwirkungen: starke Unterleibsschmerzen während der Hormonstimulation, Wassereinlagerungen bis hin zu depressiven Stimmungsschwankungen. Der Erfolg war mäßig. Zwar reiften ein paar Eizellen, aber die Stimulation schlug nicht so optimal an wie üblich. Nach drei IVF-Versuchen beendeten sie die Behandlung und was noch tragischer war, die Ehe gleich mit. Bei meiner Bekannten war es nicht ganz so dramatisch, aber auch sie litt stark unter den emotionalen Auswirkungen. Nach sieben Versuchen und Gesamtkosten von fast 20.000 Euro wurde Sie dann endlich im letzten Versuch mit Zwillingen schwanger.
In der Kinderwunschklinik angekommen holte uns die Ärztin am Empfang ab und brachte uns in Ihr Sprechzimmer. Nach einem kurzen Gespräch, bei dem ich in Tränen ausbrach, frage Sie mich zum Schluss nüchtern: „Sind Sie schon immer übergewichtig gewesen?“ Ich antwortete ja und fragte mich, was das zu bedeuten hatte. Nachgefragt hatte ich aber nicht. Dazu war ich einfach nicht in der Lage. Das geringe Maß an Einfühlungsvermögen, die kühle und nüchterne Art waren mir zu viel. Diese Ärztin sollte jetzt also eine so intime und emotional belastende Kinderwunschbehandlung durchführen? Obwohl wir noch gar kein Teil der Kinderwunschbehandlung waren, fühlte ich mich bereits wie in einer Fabrik, dem Prozess und Ärzten ausgeliefert.
Schnell war uns klar, dass eine Behandlung im Kinderwunschzentrum kein Weg für uns sein konnte.
Wie sollte es jetzt weitergehen? Wir waren ratlos.
Durch einen Zufall erfuhren wir von einer Ärztin in München, die sich auf Kinderwunsch spezialisiert hat. Wir vereinbarten einen Termin in der Praxis. Dort zeigten wir auch den Befund des Urologen und sie sagte sofort, sie hätte schon schlechtere Spermiogramme gesehen und dass diese Paare nach medizinischer Behandlung auch schwanger geworden wären. Dabei blieb sie ehrlich und klärte uns auf, dass es nicht bei jedem Paar klappen würde und dass unsere statistische Chance bei ca. 33 Prozent liegen würde. Auch erklärte sie uns, dass es oft an beiden liegt, wenn das Wunschkind nicht kommen mag.
Das gab uns wieder Hoffnung. Den 33 Prozent war definitiv deutlich mehr als null Prozent. Zudem war sie einfühlsam und vertrauensvoll – genau das, was man sich bei so einem sensiblen Thema wünscht. Mit einem guten Gefühl begannen wir also mit der Behandlung. Die Ärztin verschrieb meinem Mann Medikamente, mit denen die Spermienqualität und Quantität verbessert werden sollte. Ich begann die Zyklusbeobachtung und lernte meinen Körper kennen. Nach zwei Zyklen war klar, dass mein Körper nicht in der Lage war, qualitativ hochwertige Follikel zu produzieren und dass das Hormon Progesteron, das für die Einnistung und das Überleben des Babys in den ersten drei Monaten sorgt, viel zu niedrig war.
Auf der einen Seite war ich froh, dass wir endlich wussten, dass bei uns beiden nicht alles optimal war. Auf der anderen Seite war ich schockiert, dass meine Frauenärztin nichts von alledem erkannt hatte – obwohl es so einfach gewesen wäre und sie bereits Untersuchungen durchgeführt hatte. Es gibt so viele Paare mit ähnlichen Problemen, die dann sofort in ein Kinderwunschzentrum verwiesen werden. Viele von Ihnen wissen nicht, dass es einfach wäre, bestimmte Störungen durch einfache Zyklusbeobachtung feststellen zu können.
Mit Hilfe der Beobachtung des Zyklus und der Dokumentation erstellte die Ärztin einen individuellen und schonenden Behandlungsplan für mich. Nach dem Beginn der Einnahme der Medikamente merkte ich schnell, wie sich meine Zyklen veränderten. Meine Zyklen waren immer wie Kraut und Rüben, sehr unregelmäßig zwischen 26 und 38 Tagen. Zudem hatte ich viele Tage mit braunen Schmierblutungen, die im Laufe der Behandlung verschwanden. Auch die massiven Periodenschmerzen wurden weniger. Es war einfach ein schönes Gefühl zu sehen, dass sich einige Dinge zum Positiven veränderten.
Nach ein paar Monaten wiederholte auch mein Mann die Untersuchung der Spermien und das Ergebnis war einfach fantastisch. Fast bei allen Parametern ergab sich eine Verbesserung von 500 Prozent. Wow!! Was für ein Ergebnis! Soviel dazu, man könne die Spermienqualität und -Quantität nicht verbessern.
Natürlich gab es in dieser Zeit immer wieder Höhen und Tiefen und manchmal zweifelte ich auch an allem. Aber es hat sich gelohnt durchzuhalten. Nach 1,5 Jahren vom Beginn dieser Reise an, wurde unser Durchhalten belohnt und ich war endlich schwanger! Ich kann mich noch gut erinnern, wie es war, den Schwangerschaftstest durchzuführen und das positive Ergebnis in den Händen zu halten. Ich konnte es nicht glauben – die Freude war riesig. Die ersten Wochen hatte ich aber auch Angst. Angst das gewonnene Glück – unser Baby – zu verlieren. Auch wenn es dafür keine Anzeigen gab und ich weiterhin in Behandlung war. Ich glaube, so geht es den meisten Paaren. Als ich dann bei der Vorsorgeuntersuchung war und das Herz unseres Engels schlagen hörte, wusste ich, dass alles gut werden würde. Unsere kleine Tochter ist jetzt schon zwei Jahre alt.
Finde Deinen Weg!
Es ist ein Gesetz im Leben: Wenn sich eine Tür vor uns schließt, öffnet sich eine andere. Die Tragik jedoch ist, dass man meist nach der geschlossenen Tür blickt und die geöffnete nicht beachtet.
André Gide
Mir ist bewusst geworden, dass es ein Geschenk ist, ein Kind empfangen zu dürfen und leider auch, dass es kein Recht darauf gibt. Aber ich weiß auch, dass man etwas tun kann und es möglich ist, zu einem aktiven Teil in seiner Kinderwunschbehandlung zu werden. Im Nachhinein sieht man auch wofür der ganze Weg gut war. Auch wenn man die schlechten Dinge nicht immer positiv sehen kann und vor allem nicht, wenn man noch mitten drin steckt im Prozess. Es gibt immer zwei Seiten und diese Erfahrung hat mich hierher gebracht. Die Entscheidung, diesen Weg auch beruflich zu gehen und eine eineinhalbjährige Ausbildung zu machen, ist mir sehr leicht gefallen. Weil ich weiß, wie viel Gutes diese Arbeit bringen kann. Und genau das sehe ich als meine Berufung. Ich möchte vielen Paaren, die in der gleichen Situation sind, helfen, ihren Wunsch nach einem Baby zu erfüllen!
Von Herzen Eure Bettina
Liebe Bettina, habe gerade Ihr Zeugnis gelesen und mein Herz wird dabei berührt. Danke für all Ihre Hilfe für alle Paare, die in ähnlichen Situationen stehen. Diese Worte von Ihnen machen mir und sicher allen die es lesen Mut. Die Hoffnung trägt uns.
Mit herzlichen Dankeschön
Conny
Liebe Conny, vielen Dank für den schönen Kommentar. Es ist mir im Herzen ein Anliegen dieses Thema stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. Vielleicht kann ich dem einen oder anderen damit mit Mut machen.:)